So könnte man es praktisch in Ihrem Team / Ihrer Abteilung angehen:
- Laden Sie 5-20 Mitarbeiter/innen (je nach Größe der Abteilung) zu Einzelgesprächen ein. Und zwar willkürlich ausgewählt. Damit meine ich ausdrücklich auch „blue collars“ – die Auswahl der Mitarbeiter/innen sollte quer durch die Bank erfolgen. Je eine Stunde sollten Sie sich nehmen! Die Zeit haben Sie nicht? Sie werden in dieser Zeit nichts tun können, was fruchtbarer wäre…
- Ein vorbereiteter Fragebogen für Sie als Gedächtnisstütze und um sich Notizen zu machen ist hilfreich. Wenn die Mitarbeiter/innen Sie fragen, wozu Sie sie zum Gespräch gebeten haben, dann sagen Sie einfach wahrheitsgemäß: ich wollte mal wieder wissen, was Sie als meine Mitarbeiter/in denken, sonst nichts.
- Fragen Sie die Mitarbeiter/innen, was sie besser machen würden oder ob sie Ideen haben, die bisher nicht gehört wurden oder die sie sich nicht getraut haben, vorzubringen.
- Sie werden merken, welche dieser Mitarbeiter/innen Ideen haben und wer z.B. gerne mehr Verantwortung übernehmen würde.
- Ermutigen Sie diese motivierten Mitarbeiter/innen, einfach mal „zu machen“ und sagen Sie ihnen zu, ein gewisses Budget (nach Rücksprache) für Veränderungen genehmigen zu wollen.
- Je nachdem wie Ihr Bereich organisiert ist und wie der oder die Einzelne tickt, hätte es auch Charme, Verbesserungsideen präsentieren zu lassen, z.B. in einer Regelkommunikation.
- Letztlich ist entscheidend: Sie hören mal wieder, was die Leute denken. Wahrscheinlich werden Sie, je mehr Mitarbeiter/innen Sie sprechen, (unausgesprochene) Aufträge mitnehmen, z. B. wenn Infoflüsse, Schnittstellen, etc. nicht gut funktionieren. Das ist Chefsache und Sie haben damit eine tolle Möglichkeit, Probleme, die Ihre Mitarbeiter nerven, abzustellen und dabei auch gleich noch effizienter zu werden.
- Hören Sie besonders gut zu wenn Sie mit Mitarbeiter/innen sprechen, die direkten Kundenkontakt haben – hier ist Ihr Ohr am Markt! Und „agil“ bedeutet heute vor allem, nicht zu verschlafen, was die Kunden wirklich wollen!
- Und wenn einige dieser Mitarbeiter/innen tatsächlich loslaufen und – seien es auch nur kleine – Veränderungen in ihren Arbeits-/Kompetenz-/Verantwortungsbereichen vornehmen dürfen, so ist die Botschaft doch klar:
- Ich vertraue Euch.
- Ihr dürft/sollt selbständig denken.
- Ich nehme Eure Ideen ernst.
- Ihr seid Experten in Eurem Bereich – sonst niemand.
Versuchen Sie es. DAS ist der erste Schritt hin zu real gelebter Agilität.
Ich habe vielfach erlebt, wie Mitarbeiter/innen aufblühen können, wenn man Ihnen (auch nach jahrelangem Dornröschenschlaf) Vertrauen entgegenbringt, sie ermutigt, ihre Ideen ernst nimmt. Hier wird oft ungeheure Energie frei.
Und: die Mitarbeiter/innen werden ermutigt, einfach mal zu machen, auszuprobieren statt immer nur zu planen und zu diskutieren. Und wenn einmal was nicht funktioniert – na und? Zurückdrehen, neu probieren, fertig.
Auch ganz wichtig: Erfolge feiern!
Wie man auf einen Schlag die ganze Organisation umkrempelt, Hierarchie abschafft und Selbstorganisation einführt, also den ganz großen Schritt wagt, davon an anderer Stelle mal mehr...