Vor einigen Jahren wurde in meinem Unternehmen Scrum eingeführt. Leider hat die Scrum Masterin das Unternehmen verlassen und es wird erst in 6 Monaten eine Nachfolge eingestellt. Übrig geblieben ist aktuell das Team, ein Product Owner und eine Entwicklungsleitung. Die Geschäftsführung möchte nun, dass die Aufgaben der Scrum-Masterin zunächst auf Leitung und Product Owner verteilt werden. Wie könnte das am Besten aussehen? Was könnte die Entwicklungsleitung und was der Product Owner übernehmen?
2 Antworten
Hallo,
die Situation habe ich schon oft in Unternehmen gesehen. Es klingt verlockend zu sagen, dass eine "nicht-produktive Rolle" eingespart werden kann, indem die Aufgaben dieser Rolle an andere Menschen verteilt werden. Es gibt dabei zwei Fehler:
- Zu denken, dass diese Rolle nicht produktiv ist. Sie produziert viel, aber indirekt. Sie produziert Fokus, weil sie Diskussionen, Gespräche und Verhandlungen begleitet aber nicht involviert ist. Sie produziert Verständnis zwischen verschiedenen Menschen und Rollen die unterschiedliche Ziele verfolgen. Sie produziert Disziplin und sorgt für Ordnung in einer schnellen und volatilen Umgebung.
- Zu glauben, dass es ohne weiteres möglich ist die Rolle - oder Teile dieser Rolle - an Menschen zu übertragen die andere, oft inkompatible Rollen ausführen, und meistens schon mit deren Aufgaben überlastet sind.
Das was die Scrum Master Rolle speziell und vorteilhaft macht ist ihre Unabhängigkeit. Scrum Master sind zuständig für die Effektivität des Teams. Kurz, mittel und langfristig. Damit das richtig gut funktioniert, sind Scrum Master auf gleicher Ebene in der Organisation mit Teammitgliedern und Product Owner. Wenn man versucht die Scrum Master Rolle mit anderen Rollen zu kombinieren, dann geht genau diese Unabhängigkeit verloren und damit ist sie schnell wertlos.
Ich kenne viele Organisationen die es versucht haben so eine Formel zu nutzen und ich kenne nur zwei Ergebnisse dieser Entscheidung:
- Scrum wird halbherzig gelebt. Scrum Meetings werden nicht gut durchgeführt, die Vorbereitung ist schlecht, sie werden als nicht wertvoll wahrgenommen. Die Organisation hört auf zu Wachsen, sie entwickelt sich nicht weiter. Diese Situation kann über Jahre so bleiben. Es sammeln sich "Verbesserungsschulden" (Dinge/Probleme/Dysfunktionen die angegangen werden müssten, die aber verdeckt bleiben). Wenn dann mal eine größere Krise oder Veränderung kommt, dann bricht das Team in sich zusammen, denn es ist schlichtweg nicht darauf vorbereitet.
- Das Team merkt, das Scrum so nicht funktioniert. Der Eindruck der bleibt heißt: "Scrum funktioniert (bei uns) nicht" und es werden andere Ansätze gesucht. Oft wird dann Kanban (ohne WIP) eingesetzt und das fühlt sich besser an, auch wenn damit der Output des Teams bei weitem nicht optimal ist.
Ich hoffe, ich konnte mit meiner Antwort helfen.
Nun, ich möchte damit beginnen, dass, selbst wenn es möglich ist, für kurze Zeit ohne einen Scrum Master zu bleiben, dies sicher nicht die gewünschte Lösung ist, und auch keine, die so lange wie 6 Monate beibehalten werden kann.
Ich würde also sagen, dass es jetzt (mindestens) 2 Szenarien gibt.
Die erste ist: für diesen Zeitraum ohne SM zu laufen, aber zu akzeptieren, dass Scrum in diesem Zeitraum suboptimal ist.
Die zweite besteht darin, eine andere Person die Rolle des SM innerhalb des Unternehmens übernehmen zu lassen und sich dabei sogar abzuwechseln.
Nach meiner Erfahrung habe ich gesehen, dass Entwicklungsleiter als hervorragende SM dienen, da sie normalerweise sowohl über das Projekt als auch über Scrum Bescheid wissen.
Kann der Product Owner auch Scrum Master sein? Die Antwort ist nein, und das aus mehreren Gründen. Der Scrum Master und der Product Owner sollten immer in getrennten Rollen sein, und das liegt daran, dass die Trennung der beiden Rollen für ein Unternehmen von Vorteil ist.
Natürlich könnte man sagen, dass der Product Owner eine Person sein sollte, die das Produkt kennt, den Rückstand gut kennt und sich mit Scrum auskennt. Sie arbeiten jeden Tag mit dem Team zusammen.
Dies sollte jedoch eine Notlösung sein, falls der SM plötzlich ausfällt.
Ich würde also sagen, dass es jetzt (mindestens) 2 Szenarien gibt.
Die erste ist: für diesen Zeitraum ohne SM zu laufen, aber zu akzeptieren, dass Scrum in diesem Zeitraum suboptimal ist.
Die zweite besteht darin, eine andere Person die Rolle des SM innerhalb des Unternehmens übernehmen zu lassen und sich dabei sogar abzuwechseln.
Nach meiner Erfahrung habe ich gesehen, dass Entwicklungsleiter als hervorragende SM dienen, da sie normalerweise sowohl über das Projekt als auch über Scrum Bescheid wissen.
Kann der Product Owner auch Scrum Master sein? Die Antwort ist nein, und das aus mehreren Gründen. Der Scrum Master und der Product Owner sollten immer in getrennten Rollen sein, und das liegt daran, dass die Trennung der beiden Rollen für ein Unternehmen von Vorteil ist.
Natürlich könnte man sagen, dass der Product Owner eine Person sein sollte, die das Produkt kennt, den Rückstand gut kennt und sich mit Scrum auskennt. Sie arbeiten jeden Tag mit dem Team zusammen.
Dies sollte jedoch eine Notlösung sein, falls der SM plötzlich ausfällt.