Eindeutig keinen externen Architekten. Warum?
Erstens erzeugt dies eine Abhängigkeit zum externen Architekten. Wenn man davon ausgeht, dass dieser nicht Vollzeit für das Team arbeitet (sonst wäre er ein Teammitglied), hat er auch weitere Aufgaben (z.B. für ein anderes Team). Nach welchen Prioritäten soll er dann bei der täglichen Arbeit entscheiden? Dies erhöht die Komplexität und führt meist zu Wartezeiten.
Weitere Effekte: Wenn das Sprintziel ein anspruchsvolles Ziel ist, bei dem es darum geht, möglichst gut im Arbeitsfluss zu bleiben, wer trägt dann die Verantwortung, wenn der Sprint schief geht, weil z.B. der externe Architekt gerade das Bottleneck war und das Team ins Stocken kam. Das Team wird dann (zurecht) mit 'Not our fault' antworten. Durch die externe Rolle wird es damit seiner Möglichkeit zur Verantwortungsübernahme für das Sprintziel beraubt. Kulturtechnisch gesehen führt das zum oft beobachteten Blaming-Game. Das wiederum sorgt für schlechte Stimmung und zur weiteren Leistungseinbuße des Teams, weil es sich zusätzlich mit diesem Konflikt beschäftigen muss, der durch die Struktur (also die Schaffung einer externen Rolle) überhaupt erst entstanden ist.
Wenn also kein externer Architekt, was hilft dann? Hier ist klar der Scrum Master gefragt, dem Team dabei zu helfen, eigene Entscheidungsfindungsprozesse zu finden. Das kann Vieles sein: Das Team erwählt ein Teammitglied, dem man die Entscheidung zutraut und dieses entscheidet dann nach vorheriger interner Beratung über die zu wählende Architektur. Auch kann natürlich ein Mehrheitsentscheid stattfinden, wobei hierbei auf die Wirkung auf die Teamkultur geachtet werden muss. Der Nachteil bei demokratischen Mehrheitsentscheidungen ist, dass es immer Gewinner und Verlierer gibt. Wenn sich das negativ auf die Kultur auswirkt, kann der Konsent-Entscheid die geeignete Wahl sein. Hierbei hat jedes Teammitglied ein Veto-Recht, wenn es einen schwerwiegenden Einwand hat. Das kann zwar die Entscheidungsfindung verzögern, lenkt aber die Diskussion auf mögliche Alternativen und verhindert die 'Wer-hat-Recht?'-Diskussion. Übrigens: Eine 'Wer-hat-Recht'-Diskussion kann man versuchen zu entkräften, indem man eine Entscheidung als echte Wahl zwischen A oder B betrachtet. Das bedeutet, dass jegliche Entscheidung zunächst eine Hypothese darstellt. Was zur Frage führt: Wie können wir möglichst schnell feststellen, ob die Hypothese trägt (Fail-Fast-Prinzip). Wäre die Entscheidung gar keine echte Wahl (weil vorneweg bekannt wäre, dass A zum Ziel führt, B aber nicht), dann handelt es sich genau genommen um gar keine Entscheidung, sondern um Exekution vorher bekannten Wissens. Dieser Umstand wird oft vergessen, insbesondere wenn Meinungen als unumstößliche Fakten verstanden werden.