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Hallo :leichtes_lächeln:Euer Feedback hat mir voll gut weitergeholfen und nun bin ich schon wieder im Ansatz unsicher:

Das Backend-Team hat in der letzten Retro das Thema Diskussionskultur zu Code gewählt. Wir haben die Diskussionen dann kanalisiert und getimeboxed.

Nun sagt das Team, dass noch grundsätzlicher was nicht stimmt. Es fühlt sich von außen an wie Ehepaar-Nerv. Sie haben unterschiedliche Diskussions-Stile und sind müde von der gegenseitigen Art. Jegliche Diskussionen sind anstrengend, das Eis dünn und Zündschnur kurz.Wie würdet ihr rangehen?

Wie bringt man “du nervst einfach nur noch” wieder zurück auf eine produktive Ebene?

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2 Antworten

more_vert
Lieber Kaspar,

hast du denn deine Hypothese "Du nervst einfach nur noch" schon einmal mit dem Team besprochen? Wie Giancarlo bereits schrieb, bist du in der wunderbaren Lage das ganze Geschehen aus einer anderen Perspektive zu betrachten, die die anderen Teilnehmenden evtl. gar nicht sehen können.

Ich mache gerade eine Mediationsausbildung und erlebe in den Übungsfällen immer wieder einen AHA-Moment, wenn jemand von außen einfach mal beschreibt, was er/sie sieht. Ohne eine Bewertung, einfach nur das, was wahrgenommen wird. Die häufigste Reaktion ist: "So hab ich das noch gar nicht gesehen! Das ist ja spannend."

Deshalb denke ich, könnte es helfen, wenn du deine Wahrnehmung dem Team zur Verfügung stellst. Evtl. ergeben sich bereits daraus wichtige Ankerpunkte.
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Hallo Kaspar,

warum alte Ehepaare so sind wie sie sind, kann ich dir noch nicht sagen. Die Frage solltest Du mir in 20 Jahren stellen. Ich vermute aber, dass es eine bestimmte Abhängigkeit gibt und dass sich bestimmte Dialoge entwickeln, die sich zu Rituale verwandeln. Es gibt dann immer wieder unterschiedliche "Zünder" die dafür sorgen, dass beide Seiten ihre Rollen einnehmen und sie perfekt orchestriert abspielen.

Bei Teams passieren auch ähnliche Dinge: man kennt sich ja schon lange, man weiß schon was alle Kolleginnen und Kollegen denken und sie auf Ideen reagieren werden. Deswegen bleiben viele Dinge unangesprochen.

Darüberhinaus haben Teams manchmal sehr wenig Autonomie, entweder weil der Chef alles entscheidet oder weil sie so "verflochten" mit anderen Teams sind, dass sie nichts alleine tun oder entscheiden können. Und wenn es wenig Autonomie gibt, dann nützt es auch wenig darüber zu sprechen wie etwas gelöst werden kann. "Wir können eh nichts entscheiden, bevor ich mich aufrege, sage ich lieber nichts".

Erstmal bist Du als Coach in der wunderbaren Situation, dass du diese Dialoge, diese Kreisläufe der Verletzung oder auch das Schweigen wegen fehlender Hoffnung sehen kannst. Die Beteiligten sehen diese Muster nicht mehr, sie sind Spieler in dem Spiel, sie können es nicht so beobachten wie Du es kannst. Du kannst dein Team darauf aufmerksam machen, besser noch: du kannst ihnen helfen diese Muster selbst zu erkennen und Auswege aus solchen Dialogen zu finden.

Es gibt aber auch Grenzen für so einer "Therapie". Vielleicht ist es auch mal nötig die Strukturen zu verändern, das heißt, die Teams anders zu organisieren, damit neue Teams sich neu Formen können. Dann kannst du sie durch die Phasen der Entwicklung begleiten und daraus Teams machen die gerne und konstruktiv über Probleme reden und sie gemeinsam lösen.

Abschließend, noch ein Punkt. Ich weiß nicht ob das relevant ist in diesem Fall, ich schreibe es aber trotzdem. Du hast gesagt, es geht um das "Backend-Team". Ich weiß nicht genau was du damit meinst. Wenn es aber ein Team ist was technische Komponenten bereitstellt, die von anderen Teams benutzt werden (zB.: Middleware/Frontend), dann würde ich mich wirklich fragen ob die Struktur nicht Teil des Problems ist. Wenn Organisationen so strukturiert sind, dass manche Teams als Zulieferer für andere Teams fungieren und somit kein direktes Kundenkontakt möglich oder nötig ist, dann entstehen oft merkwürdige Phänomene. Es wird über Dinge diskutiert die nebensächlich oder nicht relevant sind. Es wird auch viel "philosophiert" ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Es passiert weil das Team zu weit weg von der "Oberfläche" ist und es auch merkt. Viele der Diskussionen sind dann Pro-forma und haben nicht die Absicht etwas zu verändern. Könnte das in deinem Fall auch damit zu tun haben?

Ich wünsche dir viel Erfolg in der Eheberatung! :-)
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more_vert
Vielen Dank, Giancarlo, für diese ausführlichen Gedanken.

Crossfunktionale Teams ist mir natürlich ein wichtiges Thema, aber das musste bisher warten. Vielleicht kann man es tatsächlich in so einer Situation auch wieder aufs Tablett bringen.

Die Stimmung hat sich durch die Retro schon etwas verbessert und wir nähern uns konkreten Veränderungen. Ich bleibe wie immer optimistisch und gespannt, wie sich alles entwickelt.

Schöne Grüße
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