Hallo Martina,
zu deiner Frage "Sind Mitarbeitergespräche noch zeitgemäß?" aus meiner Sicht ein klares "Nein"! Zumindest in der Form, wie die Gespräche seit vielen Jahren in jährlich wiederkehrenden Terminen anhand von Fragebögen und Leistungs- und Potenzialbewertungen durchgeführt werden. Die Frage die sich stellt ist: Was ist der Zweck dieser Gespräche?
Die Mitarbeitenden sollen Rückmeldung zur Qualität ihrer Arbeit, ihrer Leistungsfähigkeit, ihrer Kommunikation und sozialen Interaktion in der Organisation erhalten. Darauf bis zu einem jährlich definierten Termin zu warten, macht aus meiner Sicht keinen Sinn. Rückmeldungen zu den genannten Themen sollten zeitnah im Arbeitskontext erfolgen. Damit ist der Organisation und den Mitarbeitenden mehr geholfen.
Auch die Frage, wer führt mit wem ein Gespräch sollte beleuchtet werden. Nicht immer ist die Führungskraft die Person, die ein Gespräch sinnvoll führen kann oder sollte. Oftmals ist moderiertes Feedback von Teammitgliedern zielführender.
Häufig werden die Mitarbeitergespräche zusätzlich dafür genutzt, um zu klären, wie es mit eventuellen Karriere- oder Gehaltsentwicklungen aussieht. Dies macht aus meiner Sicht ebenfalls mehr Sinn, wenn konkreter Bedarf in der Organisation erkennbar ist bzw. wenn seitens der Mitarbeitenden Wünsche oder Anregungen zur fachlichen Weiterentwicklung geäußert werden und nicht, weil ein Termin eingehalten werden muss. Gehaltsentwicklungen, Boni etc. sind nicht von zeitlicher Taktung sondern vom Erfolg der Organisation abhängig.
Zu dem Thema "Mitarbeitergespräche" sollte immer die gesamte Organisationsstruktur beleuchtet werden.
Wie erfolgt die generelle Zusammenarbeit? Welche Möglichkeiten des Austauschs zwischen Führungskräften (wenn vorhanden), Teams und Mitarbeitenden sind gegeben? Ist das Mitarbeitergespräch bisher die einzige Austauschmöglichkeit? Wie, ob und welche Ziele werden in der Organisation verfolgt?
Es gilt Räume für Austausch und Entwicklung zu schaffen, die für die Mitarbeitenden und die gesamte Organisationen einen Mehrwert darstellen. Gespräche zu führen, damit ein bürokratischer Akt erfüllt wird, halte ich für Geld- und Zeitverschwendung.
Viele Grüße
Wibke
Meine Meinung dazu: So wie sie aktuell geführt werden, nein. Sie sind nicht zeitgemäß.
Die Vorbereitung ist unglaublich zeitaufwändig, sie finden nur ein- bis zweimal im Jahr statt und tragen nichts zu einer kontinuierlichen Feedback-Kultur bei. Sie sind sehr verzerrungsanfällig und ihre Qualität hängt stark davon ab, wie gut die Führungskraft solche Gespräche führen kann. Die verwendeten Tools (z.B. 360° Survey-Tools etc.) und Prozesse reißen uns aus unserem Arbeitsalltag heraus, und wenn über Weiterentwicklung gesprochen wird und Ziele vereinbart werden, wird im schlimmsten Fall genau einmal wieder darüber gesprochen - nämlich im nächsten Jahresgespräch.
Und gerade mit Blick auf unsere neue Arbeitswelt, in der viele von uns remote oder in einem hybriden Setup arbeiten, wird das Ganze noch schwieriger. Denn wir sitzen nicht mehr jeden Tag nebeneinander, sodass der Raum für die kleinen, informellen Feedback-Instanzen auch nicht mehr immer gegeben ist.
Daher glaube ich, dass das Thema Feedback, Mitarbeitergespräche und Mitarbeiterentwicklung neu gedacht werden muss. Zeitgemäß, auf unsere agile Arbeitswelt abgestimmt. Basierend auf kontinuierlichem Feedback, mit Gesprächen immer dann, wenn es sinnvoll ist, und nicht nur einmal im Jahr. Und so fair wie möglich, indem wir viele der Biases von vornherein durch gute Automatisierung ausschließen. Und es sollte da stattfinden, wo wir arbeiten - im Firmenchat oder in unseren täglich genutzten Produktivitätstools.
Wir können schon viel durch kleine Verhaltensänderungen im Alltag bewirken (Reminder setzen, klare Feedback-Formate schaffen, unsere digitalen Produktivitätstools wie Firmenchat etc. aktiv dafür nutzen). Oder wir nutzen speziell dafür entwickelte Tools, die dabei unterstützen.
Wir von up.lftd haben dafür z.B. eine Software entwickelt, die genau diese Themen angeht und als Ziel hat, den Nutzer:innen die "harte Arbeit" rund um Feedback und Mitarbeitergespräche abzunehmen, durch automatische Erinnerungen, Kalibrierungen, Dokumentation, Aufbereitung etc.