Ich fange mal damit an, was man aus meiner Sicht auf keine Fall in einer solchen Situation machen sollte: Den Mitarbeiter als "Querolant" oder "Verhinderer" einschätzen, und sich damit auch wirklich ausbremsen lassen.
Grundsätzlich wird der Mitarbeiter einen Grund haben, warum er das so sieht, bzw. in dem von dir geschilderten Fall auch noch äußert. Das gilt es zu ergründen. Ich halte die Retrospektive für ein geeignetes Event dazu. Alternativ könnte man als Scrum Master auch das Einzelgespräch suchen und damit dem Kollegen das Gefühl geben, dass man seine Einschätzung ernst nimmt und sehr gerne eine Situation herstellen möchte, die für das Team die beste Gesamtlösung ergibt.
Häufig verbergen sich hinter solchen Äußerungen bestimmte Ängste, die zum Beispiel darauf abzielen, dass es negative Folgen hätte, wenn geschätzte Zeiten nicht erreicht werden können, oder die Qualität nicht gut ist. Das kann durchaus einen Hinweis auf Schwierigkeiten in der Unternehmenskultur (Stichwort: Fehlerkultur oder fehlendes Vertrauen) geben, die man für den Fall dass dem so ist beheben sollte oder für den Fall, dass die Einschätzung des Mitarbeiters nicht der aktuellen Kultur entspricht einfach erklären kann.
Wenn der Grund für diese Äußerungen eher persönliche Beweggründe sind (z.b. "Ich habe keinen Bock mit dem alten Code, der alten Technik zu arbeiten." oder "Es ist mir nicht wichtig, dass wir als Team auch fortschritte erzielen.") ist es notwendig, dass man dem Mitarbeiter klar macht, das persönliche Ziele zwar wichtig, der Gesamterfolg des Teams aber wichtiger ist und sich daher jeder auch einbringen muss.
Das alles ist zwar in jedem Fall eine anstrengende und häufig auch zeitintensive Diskussion, aber durchaus erfolgversprechend. Und das Gefühl, wenn sich ein solcher "ehemaliger Bremser" gerade zu einer "Zugmaschine" entwickelt hat ist auf jeden Fall unglaublich und den Aufwand wert.